Apfelwein-Arten im Überblick

Apfelwein begeistert Genießer in ganz Europa – von Hessen bis zur Bretagne. Doch Apfelwein ist nicht gleich Apfelwein: Je nach verwendeter Apfelsorte, Region und Herstellungsverfahren variiert der Geschmack zwischen süß, sauer und herbwürzig. Besonders der seltene Speierling-Apfelwein gilt als regionale Spezialität. Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Apfelwein-Arten, ihren Charakter und ihre Besonderheiten – für alle, die den richtigen Apfelwein für ihren Geschmack finden wollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Süßer Apfelwein ist mild und ideal für Einsteiger.
- Saurer Apfelwein spiegelt die traditionelle hessische Note wider.
- Speierling-Apfelwein gilt als rare, herbe Spezialität.
- Regionale Bezeichnungen wie Viez, Ebbelwoi oder Most zeigen die Vielfalt der Apfelweinkultur.
- Zusätze wie Birnen oder Quitten sorgen für individuelle Nuancen im Geschmack.
Welche Arten von Apfelwein gibt es?
Die Hauptarten von Apfelwein sind süßer Apfelwein, saurer Apfelwein und Speierling-Apfelwein. Sie unterscheiden sich durch Apfelsorte, Geschmack und Herstellungsweise.
Süßer Apfelwein: Mild und einsteigerfreundlich
Süßer Apfelwein ist besonders für Menschen gedacht, die milde Aromen bevorzugen. Er wird mit süßeren Apfelsorten hergestellt, die weniger Säure enthalten. Dadurch entsteht ein ausgewogener, leicht fruchtiger Geschmack, der an milden Apfelsaft erinnert.
Im Vergleich zu klassischen, herberen Apfelweinen wirkt er deutlich zugänglicher. Gerade bei Einsteigern und Menschen, die mit Apfelwein bisher wenig Berührung hatten, ist diese Variante beliebt. Häufig wird süßer Apfelwein auch leicht gekühlt serviert, um die fruchtige Note zu betonen. In einigen Regionen wird er mit einem Spritzer Mineralwasser verfeinert.
Das hebt die Süße hervor und sorgt für ein erfrischendes Trinkerlebnis. Auch bei Festen oder in der Gastronomie wird süßer Apfelwein gerne angeboten, da er geschmacklich weniger polarisiert. Er eignet sich zudem gut als Basis für Mixgetränke. In Kombination mit Zimt, Nelke oder Orangen kann er auch als Wintergetränk dienen. Trotz seines Namens enthält süßer Apfelwein meist kaum Restzucker – die Süße stammt primär aus den verwendeten Apfelsorten. Wer ein leichtes, fruchtiges Getränk sucht, ist mit süßem Apfelwein gut beraten.
Saurer Apfelwein: Der herbe Klassiker aus Hessen
Saurer Apfelwein ist die wohl traditionellste Variante. Besonders in Hessen ist er ein fester Bestandteil der regionalen Trinkkultur. Hier spricht man oft von „Ebbelwoi“ oder „Schoppen“. Die Herstellung erfolgt überwiegend mit herben, säurehaltigen Apfelsorten. Diese verleihen dem Apfelwein seinen erfrischenden, leicht säuerlichen Charakter.
Der Geschmack ist trocken und klar, mit betonter Fruchtsäure. Für viele Kenner liegt gerade darin der Reiz – denn saurer Apfelwein wirkt weniger süßlich und dafür intensiver. In traditionellen Apfelweingaststätten wird er meist aus einem gerippten Glas serviert. Auch die klassische Bembel-Kultur – der graue Tonkrug – ist eng mit dieser Apfelweinart verbunden. Je nach Region wird er pur oder mit Wasser verdünnt getrunken. Manche schätzen ihn sogar als Schorle mit einem Spritzer Zitronensaft.
Im Sommer ist saurer Apfelwein besonders beliebt, da er leicht und belebend wirkt. Er passt hervorragend zu deftiger Hausmannskost. Besonders gut harmoniert er mit Handkäse, Wurstplatten oder Sauerkrautgerichten. Sein niedriger Zuckergehalt macht ihn zudem bei Kalorienzählern beliebt. Wer die ursprüngliche Apfelwein-Tradition erleben möchte, sollte den sauren Apfelwein unbedingt probieren.
Speierling-Apfelwein: Herbe Rarität mit Geschichte
Der Speierling-Apfelwein nimmt eine Sonderstellung ein. Sein Namensgeber, der Speierling (Sorbus domestica), ist ein seltenes Wildobst. Die Früchte sind klein, sehr sauer und reich an Gerbstoffen. Diese Eigenschaften machen den Speierling ideal zur Veredelung von Apfelwein. Bereits im Mittelalter wurde Speierling-Saft genutzt, um Apfelwein haltbarer zu machen.
Durch seine adstringierende Wirkung klärt er den Wein auf natürliche Weise. Heute wird nur noch ein geringer Anteil Speierling-Saft – meist zwischen 1 und 3 Prozent – beigemischt. Dennoch verändert dieser kleine Zusatz den Charakter des Apfelweins deutlich. Der Geschmack wird kräftiger, herber und zugleich komplexer. Das macht Speierling-Apfelwein zu einem echten Kennergetränk. Oft wird der Begriff „Speierling“ auch als Marketingbegriff für besonders herbe Apfelweine verwendet.
Echter Speierling-Apfelwein hingegen bleibt eine Seltenheit. Nur wenige Keltereien produzieren ihn, meist in kleinen Chargen. Kenner schätzen seinen einzigartigen Geschmack und die traditionelle Herstellung. Besonders im Rhein-Main-Gebiet gilt Speierling-Apfelwein als kulturelles Erbe. Wer sich für handwerklich hergestellten Apfelwein interessiert, sollte diese Sorte einmal probieren.
Regionale Vielfalt: Viez, Ebbelwoi, Most und mehr
Apfelwein ist ein Getränk mit vielen Namen. In Hessen heißt er „Ebbelwoi“, im Saarland und in Teilen von Rheinland-Pfalz „Viez“, in Süddeutschland und Österreich meist „Most“. Trotz derselben Grundzutat – dem Apfel – unterscheiden sich Geschmack, Herstellung und Trinkkultur je nach Region stark.
In Frankreich ist die Variante „Cidre“ bekannt, meist mit weniger Alkohol und leicht perlend. Auch in Spanien existieren regionale Apfelweine wie der asturische „Sidra“. Die regionalen Namen spiegeln eine reiche Kulturgeschichte wider. Oft werden alte Rezepturen weitergegeben, die spezifische Apfelsorten oder Herstellungsverfahren vorsehen.
Selbst die Servierform variiert: Während in Hessen der Bembel Standard ist, wird im Saarland der Viez oft aus Steingutbechern getrunken. In Süddeutschland wird Most gern auf Bauernmärkten ausgeschenkt. Diese regionale Prägung verleiht dem Apfelwein eine kulturelle Tiefe. Jede Region interpretiert das Getränk auf ihre Weise – mal fruchtiger, mal trockener. Dadurch ergeben sich vielfältige Geschmackserlebnisse, die zum Entdecken einladen.
Herstellungsunterschiede: Vom Apfel zur Tradition
Die Unterschiede zwischen den Apfelweinarten beginnen bereits bei der Auswahl der Äpfel. Süße Sorten wie Golden Delicious eignen sich für milde Varianten. Herbe Sorten wie Boskoop oder Bohnapfel kommen für saure und traditionelle Weine zum Einsatz. Nach der Pressung wird der Apfelsaft vergoren.
Dabei entstehen durch natürliche Hefen Alkohol und Kohlensäure. Der Gärprozess kann unterschiedlich lange dauern, was Einfluss auf Geschmack und Alkoholgehalt hat. Für Speierling-Apfelwein wird in der Regel eine Zusatzklärung durch Speierling-Saft vorgenommen. Auch die Lagerung beeinflusst das Endprodukt. Während süßer Apfelwein oft jung getrunken wird, reifen herbe Sorten länger.
Der Einsatz von Eichenholzfässern oder Edelstahltanks sorgt für unterschiedliche Aromen. Moderne Keltereien nutzen zudem kontrollierte Gärverfahren für gleichbleibende Qualität. Handwerkliche Betriebe setzen dagegen auf Spontangärung. Diese Vielfalt zeigt, dass Apfelwein weit mehr ist als ein einfaches Obstgetränk. Er ist ein Kulturprodukt mit handwerklichem Anspruch und viel Tradition.
Weitere Zutaten: Wenn Apfelwein neue Nuancen bekommt
Manche Apfelweine enthalten neben Äpfeln auch andere Früchte. Birnen sind besonders beliebt, da sie milde Süße beisteuern. Auch Quitten kommen zum Einsatz und sorgen für florale Noten. Seltener werden Vogelbeeren oder Holunder beigemischt, um bittere oder würzige Nuancen zu erzeugen.
Diese Zusätze machen den Apfelwein komplexer und individueller. Sie werden meist in geringen Mengen verwendet, um den Apfelcharakter nicht zu überdecken. Solche Varianten sind oft saisonal erhältlich. Besonders im Herbst bieten viele Keltereien Sonderabfüllungen an. Auch in der Gastronomie finden sich zunehmend kreative Apfelwein-Mischungen. Diese eignen sich gut als Begleiter zu Käse, Wildgerichten oder Desserts.
Fruchtige Apfelweine mit Birne harmonieren ideal mit cremigem Camembert. Würzige Varianten mit Speierling oder Vogelbeere passen gut zu herzhafter Küche. Der Trend zur Individualisierung führt dazu, dass Apfelwein zunehmend als vielseitiges Genussprodukt verstanden wird. Die Möglichkeiten der Verfeinerung sind nahezu grenzenlos – und machen jede Flasche einzigartig.
Übersichtstabelle der Apfelwein-Arten
Apfelwein-Art | Geschmack | Besonderheit |
---|---|---|
Süß | mild, wenig sauer | Aus süßeren Apfelsorten |
Sauer | herb, erfrischend | Aus herben, säurehaltigen Apfelsorten |
Speierling | kräftig, herbwürzig | Mit Speierling-Saft veredelt, klärend und haltbar |
Fazit
Apfelwein ist so vielfältig wie die Regionen, aus denen er stammt. Ob mild, herb oder würzig – jede Sorte hat ihre eigene Geschichte und Geschmackswelt. Besonders der Speierling-Apfelwein zeigt, wie viel Tradition und Handwerk in einem Glas stecken können. Wer Apfelwein wirklich verstehen will, sollte sich durch alle Varianten probieren – es lohnt sich geschmacklich wie kulturell.
Quellen zum Thema Apfelwein-Arten:
- Wikipedia – Apfelwein
- Kaufland.de – Apfelwein: Hessisches „Nationalgetränk“
- Bembel-With-Care.com – Apfelwein in 7 Sorten